KMU-ReparaturTex

KMU-ReparaturTex

Stoff und Nähutensilien

Kreislaufwirtschaft stärken. Änderungs- & Reparaturänderungsfähigkeit verbessern. Textilabfälle vermeiden. Zukunft gestalten.

Das Projekt KMU-ReparaturTex setzt sich für eine nachhaltige Transformation der Mode- und Bekleidungsbranche ein. Ziel ist es, die Nutzungsdauer von Bekleidung zu verlängern, Textilabfälle zu reduzieren und so einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Im Fokus stehen kleine und mittlere Bekleidungsunternehmen, das Reparatur- und Änderungshandwerk sowie Ausbildungseinrichtungen für Handwerk und Design.

Table of contents

Ausgangssituation und Umweltrelevanz

Die Modeindustrie basiert bislang auf einem linearen Geschäftsmodell: Immer mehr Kleidung wird produziert, nach kurzer Nutzungsdauer entsorgt und durch neue ersetzt. Jedes Kleidungsstück verbraucht wertvolle Ressourcen und hinterlässt einen erheblichen ökologischen Fußabdruck. Die Branche ist für rund 10 % der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Besonders Fast Fashion verschärft diese Problematik: Immer kürzere Lebenszyklen erhöhen die globale Kleidungsproduktion. Prognosen nach, werden im Jahr 2030 rund 200 Milliarden Kleidungsstücke pro Jahr neu produziert werden. 2014 waren es nur etwa 100 Milliarden Kleidungsstücke [vgl. Akin, 2023, 42 ff.]. 

Eine Betrachtung des Endes der textilen Kette zeigt, dass die verfügbare Sammelmenge von Alttextilien in Deutschland von 2015 bis 2018 von 1,18 auf 1,27 Millionen Tonnen gestiegen ist [vgl. Forbig et al., 2020, S. 11]. Die Verlängerung der Nutzungsdauer ist also gleichzusetzen mit der Vermeidung von Abfall. Würden nur 1% der erwähnten Sammelmenge an Alttextilien vermieden, so wären das 12.700 Tonnen (in 2018 gewesen) oder 1.694 LKW-Ladungen weniger Textilabfälle in Deutschland.

Die Europäische Union intensiviert aktuell in Maßnahmen gegen nicht nachhaltige Praktiken in der Modebranche. Eine umfassende Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien wurde im März 2022 durch die Europäische Kommission veröffentlicht [vgl. European Commission, 2022]. Anfang und Ende der linearen Wertschöpfungsketten sollen zu einem Kreis geschlossen werden. Das geschieht auch vor dem Hintergrund der Agenda 2030 und der von den Vereinten Nationen verabschiedeten 17 Sustainable Development Goals (SDG).

Zielsetzung des Projekts

In der Praxis fehlt es oft an Know-how, Strukturen und Qualifikationen, um Zirkularität wirklich umzusetzen. Es ergeben sich viele Fragen, u.a. von der Lagerung von Originalmaterialien für die mögliche Reparatur eines Kleidungsstücks bis hin zur Komplexität der Verarbeitung, die hohe Anforderungen an die Kompetenzen von Änderungs- und Reparaturbetrieben mit sich bringt. Genau hier setzt das KMU-ReparaturTex an.

  • Netzwerk schaffen: Austausch und Kooperation zwischen Unternehmen, Handwerk, Bildungseinrichtungen und weiteren Stakeholdern
  • Lebenszyklus verlängern: Mode und Bekleidung soll durch gezielte Designentscheidungen zur Verbesserung der Reparatur- und Änderungsfähigkeit länger genutzt werden können.
  • Abfälle vermeiden: Jedes reparierte Kleidungsstück bedeutet weniger Müll und weniger Ressourcenverbrauch.
  • Kompetenzen stärken: Qualifizierungsangebote und Wissenstransfer für alle Beteiligten – von Design über Produktion bis zur Änderungsschneiderei oder dem Reparaturbetrieb.

Damit leistet KMU-ReparaturTex einen Beitrag zur Qualifikation in der betrieblichen Praxis und zum Aktionsplan der im Juli 2024 in Kraft getretenen Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte der Europäischen Kommission. Gleichzeitig wird das zwölfte Ziel (Nachhaltiger Konsum und Produktion) der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (SDGs – Sustainable Development Goals) adressiert.

Kooperationspartner

Den Interessen der herstellenden Unternehmen stehen die Interessen und die Expertise derjenigen gegenüber, die direkt mit Reparaturen und Änderungen von Bekleidung zu tun haben. Die Zielgruppen des Projekts sind damit klar definiert. Es sind alle direkt und indirekt in den Design- und Änderungs-/ Reparaturprozess involvierten Akteur*innen und sonstige Stakeholder

  • Kleine und mittelständische Bekleidungsunternehmen mit Produktentwicklung und Design in Deutschland
  • Reparatur- und Änderungsschneidereien und -dienstleister
  • Regionale Handwerkskammern und Verbände
  • Ausbildungseinrichtungen (Berufsschulen für das Änderungshandwerk oder die Designausbildung, Hochschulen für das Designstudium und Kreislaufwirtschaft)
  • Sonstige Unternehmen/ Beratungen für Kreislaufwirtschaft
  • Nutzer*innen (mit und ohne Erfahrung mit Reparaturdienstleistungen)
  • Sonstige Interessengruppen 

Erwartete Ergebnisse

Mit KMU-ReparaturTex gestalten wir gemeinsam die Zukunft der Modebranche — ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig.

Folgendes wird durch das Projekt geschaffen:

  • Das KMU-ReparaturTex Netzwerk: Eine digitale Plattform ermöglicht den Dialog und neue Partnerschaften zwischen Änderungsschneidereien/Reparaturbetrieben und Bekleidungsindustrie sowie weiteren Akteur*innen und Multiplikator*innen, die eine Verlängerung der Nutzungsdauer von Mode- und Bekleidung durch Änderung und Reparatur maßgeblich beeinflussen.
  • Transparenz: KMU-ReparaturTex zeigt auf, wie a) durch gezielte Designentscheidungen sowohl Ressourcenschonung als auch Kreislauffähigkeit bereits in der Entwurfsphase von Kleidung erreicht werden können (Circular Design), b) welche neuen Bedarfe auf Seiten der Nutzer*innen entstehen und c) welche Anforderungen an Änderungsschneidereien/Reparaturbetrieben gestellt bzw. welche Kompetenzen erforderlich sind (Circular Repair).
  • Wissenstransfer: Das Überführen der im Projekt erarbeiteten Ideen und Lösungsansätze in öffentlich einsehbare Informationen und Fortbildungsmodule im KMU-ReparaturTex-Netzwerk, ermöglicht es allen Interessengruppen (über die Kooperationspartner hinaus), sich mit den neuesten Erkenntnissen und Best Practices vertraut zu machen. 
  • Aufklärung: KMU-ReparaturTex trägt zur Bewusstseinsbildung für nachhaltiges Wirtschaften und den nachhaltigen Einsatz von Textilien, insbesondere Mode- und Bekleidung bei — das gilt gleichermaßen für Nutzer*innen und Akteur*innen auf Seiten der Hersteller und Änderungsschneidereien/Reparaturbetriebe.

Förderung

Das Projekt KMU-ReparaturTex wird durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) gefördert.

Antragstitel: KMU-ReparaturTex: Qualifizierung und Netzwerk für Änderungsschneidereien, Reparaturbetriebe und die Bekleidungsindustrie zur Erhöhung der Nutzungsdauer von Bekleidung durch Verbesserung der Änderungs- und Reparaturfähigkeit

Projektnummer: AZ 39403

Projektzeitraum: 01.04.2025 – 31.03.2028

Bewilligungsempfänger: Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin | Prof. Dr. Andrea Bookhagen | Studiengang Modedesign, Fachbereich 5 | Wilhelminenhofstraße 75 A, 12459 Berlin

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